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Sonntag, 10. August 2014

Leben - DONE

Jeden Tag gehen die Frauen aus dem Dorf hinunter zum Fluß.
In großen Tonkrügen holen sie Wasser, denn im Dorf gibt es keine Quelle.
Eines Morgens schaut eine der Frauen verträumt einem Schmetterling hinterher.
Dabei stolpert sie und der Krug wird beschädigt. Einen zweiten hat sie nicht, auch kein Geld
für einen Neuen und so umwickelt sie den Krug notdürftig mit ihrem Tuch. Aber das Wasser tropft an den Bruchstellen heraus und als sie im Dorf ankommt, ist die Hälfte weg.
„Ach“, klagte sie, „ was für ein Unglück, warum war ich nur so unvorsichtig? Alle anderen bringen mehr Wasser mit nach Hause! Meine Mutter hat Recht, ich bin wirklich zu nichts nütze!“
Eines Morgens aber, als die Frauen wieder zum Fluß gehen, ist der schmale Pfad gesäumt von grünen Gräsern und vielen kleinen Blumen, rot, gelb und weiß leuchten sie.
„Das waren deine Wassertropfen“, lächelten die Frauen. „Sie haben den staubigen Weg zum Blühen gebracht!“

Unbekannt


Freitag, 1. August 2014

Der Tunnel - DONE

"Du kannst immer noch ablehnen, wenn Du Angst hast!" Lauernd schaut Ralf den Jungen an, der etwas blaß vor ihm steht. Würde der Neue sich auf die Mutprobe einlassen?

Ja, wer als 'Schwarzer Falke' in ihre Clique aufgenommen werden wollte, der musste schon beweisen, dass er eine gehörige Portion Mumm in den Knochen hatte. Zu fünft umstehen sie den Jungen, dessen Blick unruhig zwischen ihren Gesichtern und seinen Fußspitzen umherwanderte. Er war dreizehn Jahre alt, nein, eigentlich schon fast vierzehn, wenn er es genau nimmt, denn von seinem Geburtstag trennt ihn jetzt nicht mal mehr ein halbes Jahr. Seine verwaschenen Jeans sin kurz unterhalb der Knie abgeschnitten, die Füße stecken in ausgelatschten Turnschuhen und das weiße T-Shirt hat auch schon bessere Tage gesehen. Ein paar Strähnen hellblonden Haares fallen ihm dünn ins Gesicht. Jetzt bleibt sein Blick an Ralf hängen. Mit seinen Fünfzehn Jahren ist er der Älteste und Größte der 'Schwarzen Falken'. Wie bei allen anderen ist auch in sein Hemd mit schwarzem Faden ein kleiner Vogelkopf eingenäht, das Zeichen der Clique. Ralf war der Häuptling, der Anführer, und er durfte bestimmen was ein 'Neuer' tun musste, um aufgenommen zu werden.
Spöttisch grinsend erwidert Ralf Jochens Blick.

Niemand sagt mehr etwas und Jochen schaut unsicher auf die Bahnschienen. Nach Süden führt der Bahndamm in einer weiten Kurve das Flußtal hinunter und verschwindet dann zwischen den ersten Häusern von Haidheim, einem Vorort von Albstadt. Ein Signal steht auf 'HALT'. Links von ihm verschwinden die Schienen im Tunnel. Jochen hält das Schweigen nicht mehr länger aus. Mit ein paar schnellen Schritten springt er auf die Schienen. Die Tunnelöffnung ist mit schweren Steinquadern gebaut und im obersten Stein des Rundbogens ist die Zahl '1923' eingemeißelt. Die Schienen verschwinden schon nach wenigen Metern im Dunkeln und obwohl der Tunnel nur wenige hundert Meter lang ist, ist von hier aus kein Ende abzusehen. Jochen weiß, daß der Tunnel im Hügel eine Kurve beschreibt, um dann kurz vor Fritzenberg wieder ans Tageslicht zu treten.

"Nun?" Plötzlich steht Ralf neben ihm. Jochen holt tief Luft: "Ich mache es..." "Fein", grinst Ralf und wendet sich zu seinen Kameraden. "Hannes, Peter, ihr kommt mit mir. Martin, Thomas, ihr bleibt hier bei Jochen. Uhrenvergleich. Jetzt ist es 17.43 Uhr. Der Zug fährt in Fritzenberg um 17.58 Uhr ab und zur gleichen Zeit schickt ihr Jochen los. Und nun zu dir." Ralf blickt Jochen an und fährt dann fort: "Du hast die Probe bestanden, wenn du am anderen Ende des Tunnels auf mich, Hannes und Peter stößt. Du gehst auf dem schmalen Schotterpfad, der rechts zwischen Schwellen und Felswand verläuft. In der Mitte wird dir der Zug begegnen. Sobald er kkommt, wirfst du dich flach auf den Schotter und rührst dich keinen Zentimeter. Verstanden? Versuch' ja nicht stehenzubleiben oder weiterzulaufen, der Tunnel ist zu eng und der Fahrtwind würde dich unter die Räder reißen, klar !?"

"Ja ... klar", hörte sich Jochen sagen. Er schließt die Augen und hört wie Ralf mit den beiden anderen schnaufend den bewaldeten Hügel hochsteigt. Eine Weile noch hört er das Rascheln der Schritte im Laub, dann ist es still. Thomas und Martin sitzen ein Stück abseits und unterhalten sich flüsternd. Obwohl die Sonne bereits hinter dem Hügel verschwunden ist, ist es immer noch frühsommerlich warm. Im Wald über dem Tunnel singen ein paar Vögel. Jochen, der vor der Öffnung steht, spürt, wie daraus ein feuchtkalter Hauch kriecht.

Seine Uhr tickt. 17.53 Uhr, noch fünf Minuten. Er hat Angst. Was soll er tun? Weglaufen? Nein, niemals, er will die Chance nicht vorbeigehen lassen, er will endlich auch irgendwo dazugehören! Langsam rückt der Zeiger vor. Noch eine Minute. Jochen zwingt sich zur Ruhe und verfolgt angespannt das Vorrücken des Sekundenzeigers. "Auf geht's", ruft ihm Thomas zu, "und denk ja nicht, du könntest umkehren. Wir bleiben hier sitzen!"

Jochen springt auf. Ein paar Steine spritzen, als er den Schotterpfad betritt. unter seinen Füßen knirschen die Steine. Mit hastigen Schritten läuft er ins Dunkel. Eine feuchtkalte Luft empfängt ihn. Er spürt die Gänsehaut, die an seinen nackten Armen emporkriecht. Seine rechte Hand gleitet über unbehauene Felswände, wird von rauhen Vorsprüngen aufgeschrammt. Gut, dass der Schotter so knirscht, das übertönt die entsetzliche Stille, die hier auf einmal herrscht. Seine Schritte hallen in der engen Röhre wieder. Von oben tropft es. Langsam beginnt er, ruhiger zu werden. Er schlägt ein gleichmäßiges Schritttempo ein. Als er zurückblickt, liegt die Öffnung bereits als kleiner werdende Lichtscheibe hinter ihm. Für einen kurzen Augenblick denkt er daran, was anders sein wird, wenn er die Mutprobe bestanden hat. Gedanken an Freundschaft und Geborgenheit steigen in ihm hoch. Ach was! - noch ist es nicht überstanden und Jochen bleibt stehen, um einen kurzen Blick auf die Leuchtziffern seiner Armbanduhr zu werfen. 18.03 Uhr, eigentlich müsste er jetzt in der Mitte sein. Wo bleibt der Zug? Wo bleibt der Zug? Zur gleiche Zeit steht Ralf am anderen ende des Tunnels und blickt missmutig auf die Uhr.

"Der Zug hat Verspätung", brummt er zwischen den Zähnen Hannes zu. "Was machen wir mit Jochen, wenn er hier ist, bevor der Zug durchgefahren ist?" Hannes zuckt mit den Schultern und will etwas sagen, aber da ruft auch schon Peter vom Hügel herunter: "Jetzt ... er kommt ... ich seh ihn ... gerade fährt er aus Fritzenberg 'raus!" Hannes und Jochen sehen sich erleichtert an.

Drinnen im Tunnel sieht Jochen jetzt schon den Ausgang. Die schwache Scheibe Tageslicht zieht ihn geradezu magisch an, immer schneller läuft er darauf zu. Wenn der Zug nicht kommt, ist das schließlich nicht seine Schuld. 'Wenn du auf Hannes, Peter und mich stößt, hast du die Mutprobe bestanden', hieß es doch! Er stolpert und fällt hart auf die groben Schottersteine. Sein linkes Knie schmerzt und stöhnend richtet er sich wieder auf. Humpelnd läuft er weiter. Jetzt kann er schon eine kräftige Gestalt draußen vor dem Tunnel ausmachen, nein, es sind sogar zwei Silhouetten! "Der eine ist Ralf", denkt Jochen und muss einen Augenblick stehenbleiben, um sein schmerzendes Knie zu reiben. In diesem Augenblick hört er auch ein feines Sirren in den Schienen. Der Zug.
"Vielleicht schaffe ich es noch, bevor er den Tunnel erreicht!?"
"Ich schaffe es", denkt Jochen, "ich schaffe es!"Humpelnd stürzt Jochen vorwärts. Noch fünfzig Meter bis ins Freie. Das Sirren wird heftiger.

Noch zwanzig Meter, als draußen gellend eine Pfeife aufheult und das Sirren der Gleise sich zu einem ohrenbetäubenden Krach steigert. Am Ausgang stehen Ralf und Hannes. Hannes blickt befriedigt auf die nahende Diesellok, während Ralf noch einen letzten Blick in den Tunnel wirft. Was ist das? Etwas Weißes bewegt sich aus dem Dunkeln auf ihn zu. "Jochen", entfährt es Ralf und im gleichen Augenblick heult neben ihm die Pfeife des Zuges auf. "RUNTER", schreit er dem humpelnden Jochen entgegen, "FLACHLEGEN!", aber das Gebrüll des Zuges übertönt alles. "J O C H E N ! ! !"

Uwe Roller



Samstag, 26. Juli 2014

Die Frau aus dem Regenbogen - DONE

Es war einmal ein Mann, der in seiner Jugend etwas sehr Seltsames erlebt hatte. Niemals hatte er darüber gesprochen, niemandem davon erzählt. Doch immer hatte er dieses Erlebnis in sich getragen und keinen einzigen Augenblick davon vergessen.

An einem lauen Sommerabend saß dieser Mann mit seinem Sohn unter einem Baum, um sich ein wenig auszuruhen. Und an diesem Abend begann er zu erzählen, gerade als die Sonne sich verabschiedete, und die Nacht sanft und warm den Alten und seinen Sohn in ihre Arme nahm: 'Unter diesem Baum, mein Junge, da bin ich vor vielen, vielen Jahren auch gesessen, als mir damals etwas Unerklärliches und Geheimnisvolles geschah.'

Sein Sohn blickte ihn erstaunt an. Nie war sein Vater ein großer Erzähler gewesen. Doch nun fuhr er fort: 'Es war auch so ein warmer Sommertag wie heute. Ich war noch jung, etwa in deinem alter. Ich suchte ein wenig Ruhe und ging spazieren, als mich plötzlich ein Regen überraschte, einer von diesen kurzen, aber heftigen Sommerregen. Unter diesem Baum fand ich damals Schutz. Und nach dem Regen blieb ich noch ein wenig sitzen, um mich von der Sonne wieder wärmen und trocknen zu lassen.' Er atmete tief durch, schwieg eine Weile und blickte seinem Sohn forschend in die Augen. Dieser erwiderte den Blick seines Vaters offen und aufmerksam und wartete.

'Ja', sprach der Alte weiter, 'dann geschah es. Ich weiß nicht ob ich eingeschlafen war oder was auch immer geschehen sein mag, jedenfalls schreckte ich plötzlich auf. Ein unglaublich schöner Regenbogen überspannte den ganzen Himmel. Doch seltsam: das Ende des Regenbogens schien nur einige Meter von mir entfernt zu sein. Ich war verwirrt und wusste nicht, wie mir geschah. Da trat plötzlich aus diesem Rausch der Farben eine Frau auf mich zu.' Sein Sohn runzelte ein wenig die Stirn. Der Alte nahm dies wohl wahr, redete aber einfach weiter: 'ich weiß, daß das verrückt klingt. Aber glaub mir: Genauso ist es damals geschehen.'

Noch einmal holte er tief Luft. 'Diese Frau war ein Traum. Sie war alles, was sich ein Mann bei einer Frau nur wünschen kann, ich meine nicht nur Äußerlichkeiten. Obwohl ich sie ja nie zuvor gesehen hatte, wusste ich das alles sofort. Wirklich seltsam...'Er schüttelte nachdenklich den Kopf. 'Nun ja, wie dem auch sei', nahm er den Faden wieder auf, 'diese Frau aus dem Regenbogen setzte sich neben mich und sprach mit mir. Um ehrlich zu sein: Ich sprach mit ihr. Sie selbst sagte eigentlich nur drei Sätze. Aber ich erzählte und erzählte und konnte gar nicht aufhören. Vielleicht war es die Aufregung, vielleicht meine Unsicherheit, wer weiß? Ich redete von mir und meinen Träumen, von meinen Sorgen und Nöten, von allem möglichen. Später schämte ich mich, weil ich wie ein Wasserfall geredet hatte. Doch ich glaube, sie hat es verstanden.Wohl niemals in meinem Leben habe ich so viel und so lange geredet wie damals.'

Sein Sohn blickte ihn liebevoll an, fühlte sich seinem Vater auf einmal sehr nahe und hätte ihn am liebsten in die Arme genommen. Doch er tat es nicht, sondern fragte: 'Diese drei Sätze, Vater, erinnerst du dich noch an sie?' 'Aber sicher', nickte sein Vater, 'ich habe sie nie vergessen. Es waren eigenartige Sätze. Einer lautete: 'Es liegt in deiner Hand, du bestimmst dein Leben, auch wenn es nicht immer so scheint.' Nachdenklich blickte er vor sich hin und schwieg. 'Und die anderen Sätze?' fragte sein Sohn weiter. 'Ach ja!' Der Alte schien aus seinem Traum zu erwachen, und es war, als müsse er erst wieder zu sich finden. Doch dann sprach er weiter 'der zweite Satz war: Versuche die Menschen zu lieben, auch wenn sie es dir nicht leicht machen werden. Ich glaube, dass ich diesen Satz einigermaßen verstanden habe. Immer habe ich im Grunde versucht, auch so zu leben, obwohl ich heute fürchte, dass ich viel zu selten geliebt habe.' Wieder lächelte sein Sohn, und dieses mal war er es, der eine Weile nachdenklich vor sich hinblickte.'Der dritte Satz', fuhr sein Vater fort, 'war der seltsamste. Ich habe ihn wohl nie ganz begriffen: Laß es so geschehen, wie es ist, auch wenn du manchmal lieber gegen vieles kämpfen möchtest.'

Er schwieg, und es schien, als habe er die Erzählung beendet. Gedankenverloren folgte der Blick seines Sohnes einem welken Blatt, dass im leichten Sommerwind zur Erde schwebte. Schließlich sagte er, 'Es lohnt sich, über alle drei Sätze nachzudenken und zu reden, Vater. Mir scheint , du hast sie meistens nur mit dir herumgetragen und nur wenig davon verstanden, wenn ich dich und dein Leben so betrachte.'Sein Vater blickte ihm aufmerksam ins Gesicht. 'Da magst du vielleicht recht haben', sagte er traurig und fuhr fort: 'Weißt du, je älter ich wurde, desto mehr habe ich das auch gefühlt. Doch denke ich, dass nicht jeder dieser drei Sätze so stimmen muss. Man kann darüber auch streiten - obwohl ich es manchmal, tief in mir, anders fühle. Und heute ist es für vieles zu spät, mein Sohn.'

'Ich weiß nicht, Vater', sagte der junge Mann. 'Oft ist es nur eine Ausrede, wenn jemand so etwas sagt. Aber wie ging denn die Geschichte mit dieser Frau weiter?' Jetzt war es der Vater, der seinen Sohn liebevoll anblickte und am liebsten in die Arme genommen hätte. Auch er erzählte stattdessen weiter: 'Es war damals der spät geworden über meinem vielen Gerede und bereits dunkel, als ich auf einmal nichts mehr zu reden wusste. Da setzte sich diese Frau zu mir und nahm mich in die Arme.' Der Alte lächelte und seufzte tief. 'Und dann war sie sehr zärtlich zu mir. Ich glaube, sie brachte mir die Liebe bei, wie man das zu nennen pflegt. Nie wieder habe ich solch eine Frau erlebt.'

Du meinst körperliche Liebe?' wollte sein Sohn wissen. Der Vater nickte: 'Ja und nein. Es war mehr als körperliche Liebe, da war so vieles.' Wieder schwieg er eine ganze Weile, bevor er stockend weitererzählte: 'Es ist nicht einfach in Worte zu fassen, was da geschah. Weißt du, es war, als würde ich plötzlich losfliegen, mitten in den Sternenhimmel über uns. Der Mond hob mich empor und nahm mich in sich auf. Und die Sonne gab mir Kraft und zündete etwas in mir an, obwohl sie nicht einmal zu sehen war. Und die Sterne tanzten um mich, und ich flog mitten ins All, ins Herz aller Dinge. Und ich fühlte und erlebte, was ich einfach nicht beschreiben kann. Die Zeit stand still, und dann raste sie wieder an mir vorbei. Mein Körper schien auseinander zu brechen, und doch fühlte ich mich so fest und sicher in mir wie nie zuvor. Manchmal dachte ich, vor lauter Leidenschaft irre zu werden, und doch war es in mir unheimlich still und friedlich.' Er schüttelte den Kopf. 'Ach, es ist einfach unbeschreiblich gewesen, im wahrsten Sinne des Wortes, was diese Frau damals mit mir gemacht hat.'

Vater und Sohn blickten sich lange an. Dann sagte der Sohn: 'Es war ja nicht nur die Frau, die etwas gemacht hat. Du hast ja auch dazu beigetragen, oder nicht?' Sie saßen eine ganze Zeit lang schweigend beieinander. Es war still unter dem Baum und in der Nacht, und ein klarer, wunderschöner Sternenhimmel tat sich über ihnen auf. Die beiden Männer hingen ihren Gedanken nach, jeder seinen und doch den gleichen. Irgendwann räusperte sich der Sohn und fragt: 'Und was geschah dann noch weiter, Vater?' Sein Vater hob den Kopf, und wieder schien es, als wäre er eben erst aus einer anderen Welt zurückgekehrt. Schließlich antwortete er: 'Eigentlich nichts Besonderes. Irgendwann in der Nacht bin ich damals zu mir gekommen. Es hat lange gedauert, bis ich mich und meinen Verstand wieder beisammen hatte. Die Frau war verschwunden und ich habe sie bis heute niemals wieder gesehen.'Auf einmal schien er dem Weinen nahe. 'Weißt du, mein Junge, ich habe sie immer gesucht. Hier unter diesem Baum, in jedem Regenbogen und in jeder Frau. Aber ich habe sie nie gefunden. Keine Frau war so wie sie, keine hat mir so zugehört, mir solche Sätze gesagt, mich in solche Leidenschaft versetzt. Und glaub` mir, ich habe viele Frauen gekannt. Auch deine Mutter, die ich wirklich sehr gern habe, auch sie ist nicht so wie diese Frau.' Seine Stimme wurde leiser. 'Die Frau aus dem Regenbogen...', lachte er vor sich hin, 'ich weiß nicht einmal ihren Namen. Und nie habe ich so richtig begriffen, was sie mir sagen wollte. Vielleicht habe ich deshalb mein ganzes Leben lang im Grund nur nach ihr gesucht.'

Sein Sohn blickte ihn voller Wärme an. 'Ich weiß nicht, Vater', sagte er. 'Vielleicht?' Er dachte nach, rang nach Worten und fuhr schließlich fort: 'Ich glaube, sie hat dir etwas Großes geschenkt: Liebe aus Leib und Seele.' Er atmete tief die kühler werdende Nachtluft ein. 'Ja, und du hast dieses Geschenk nicht weitergegeben, sondern dein leben lang immer mehr davon gesucht, überall und jederzeit hast du noch mehr von dieser Liebe gesucht.'Er erhob sich und streckte sich ausgiebig. 'Wie wohl jeder Mensch', sagte er dann weiter, 'wir suchen alle nach der Liebe, in jeder Frau und in jedem Mann, auch ich. Und dabei vergessen wir das Wichtigste.'

Der Vater blickte zu seinem Sohn auf, Tränen in den Augen, fassungslos, und murmelte: 'Du hast sie verstanden.' Und noch einmal: 'Ja, du hast sie verstanden.' Und dann sagte er, noch immer unter dem Baum sitzend und zu seinem Sohn aufblickend: 'Ich glaube, jetzt fange auch ich an zu verstehen. Komm, mein Junge, hilf deinem Vater nun auch noch beim aufstehen.' Der junge Mann half seinem Vater, und schweigend machten sich die beiden auf den Heimweg in dieser kühler werdenden Sommernacht. Auf einmal raschelten in dem Baum die Blätter, und der Mond schien durch die Äste genau dorthin, wo die beiden Männer gesessen waren.Weder Vater noch Sohn sprachen noch einmal über die Frau aus dem Regenbogen - aber etwas war zwischen ihnen geschehen, was unauslöschlich war. Beide hatten sich verändert. Auch die Frau des alten Mannes spürte das. Doch sie erfuhr niemals von dem Erlebnis des alten Mannes und von dem Gespräch zwischen Vater und Sohn.

Als der Sommer zu Neige ging, machte der Alte, wie so oft, einen Spaziergang am Nachmittag. Es war warm und roch nach Herbst, und etwas Eigenartiges lag in der Luft. Später regnete es kurz und heftig, und danach verzauberte ein unheimlich schöner Regenbogen den Himmel. Der junge Mann zeigte ihn seiner Mutter und dacht insgeheim an seinen Vater. Still lächelte er vor sich hin und verstand auf einmal noch mehr von der Suche seines Vaters. Wie viele Farben so fragte er sich in diesem seltsamen Augenblick, wie viele Farben mag wohl die Sehnsucht haben?

Mitten in der Nacht wurde er von seiner Mutter geweckt. Voller Sorge bat sie ihn , nach dem Vater zu suchen, weil er von seinem Spaziergang nicht heimgekehrt war. Sofort machte er sich auf den Weg. Aus irgendeinem Grunde wusste er, wo er seinen Vater finden würde. Und da war er dann auch. Still und friedlich lag er unter seinem Baum, ein glückliches Lächeln in seinem Gesicht. Der Sohn begriff sofort. Er nahm den alten Mann in seine Arme und drückte ihn liebevoll an sich. Und während er bitterlich weinend um seinen toten Vater in den Armen unter diesem Baum saß, rauschte es wieder in den Blättern, und der Mond warf ein mildes Licht auf die beiden. Da huschte ein Lächeln über das tränenüberströmte Gesicht des jungen Mannes, und er flüsterte seinem Vater ins Ohr: 'Du weißt es nun, nicht wahr? Sie hat es dir gesagt.' Er drückte ihn ein letztes Mal an sich und war sicher, dass sein Vater die Frau aus dem Regenbogen noch einmal gesehen hatte.

Heinz Körner



Mittwoch, 16. Juli 2014

Vom Wind gelöscht - DONE

Zwei Freunde wanderten durch die Wüste.
Während der Wanderung kam es zu einem Streit und der eine schlug dem anderen im Affekt ins Gesicht.

Der Geschlagene war gekränkt.
Ohne ein Wort zu sagen, kniete er nieder und schrieb folgende Worte in den Sand:

"Heute hat mich mein bester Freund ins Gesicht geschlagen."

Sie setzten ihre Wanderung fort und kamen bald darauf zu einer Oase.
Dort beschlossen sie beide, ein Bad zu nehmen.
Der Freund, der geschlagen worden war, blieb auf einmal im Schlamm stecken und drohte zu ertrinken. Aber sein Freund rettete ihn buchstäblich in letzter Minute.

Nachdem sich der Freund, der fast ertrunken war, wieder erholt hatte,
nahm er einen Stein und ritzte folgende Worte hinein:

"Heute hat mein bester Freund mir das Leben gerettet."

Der Freund, der den anderen geschlagen und auch gerettet hatte, fragte erstaunt:
"Als ich dich gekränkt hatte, hast du deinen Satz nur in den Sand geschrieben,
aber nun ritzt du die Worte in einen Stein. Warum?"

Der andere Freund antwortete:
"Wenn uns jemand gekränkt oder beleidigt hat, sollten wir es in den Sand schreiben,
damit der Wind des Verzeihens es wieder auslöschen kann.
Aber wenn jemand etwas tut, was für uns gut ist,
dann können wir das in einen Stein gravieren,
damit kein Wind es jemals löschen kann."

Unbekannt

Dienstag, 15. Juli 2014

Die drei Besucher - DONE

Es war eines Tages im Frühling, als eine Frau vor ihrem Haus drei alte Männer stehen sah. Sie hatten lange weiße Bärte und sahen aus, als wären sie schon weit herum gekommen. Obwohl sie die Männer nicht kannte, folgte sie ihrem Impuls, sie zu fragen, ob sie vielleicht hungrig seien und mit hinein kommen wollten. 

Da antwortete er eine von ihnen: "Sie sind sehr freundlich, aber es kann nur einer von uns mit Ihnen gehen. Sein Name ist Reichtum" und deutete dabei auf den Alten, der rechts von ihm stand. Dann wies er auf den, der links von ihm stand und sagte: "Sein Name ist Erfolg. Und mein Name ist Liebe. Ihr müsst euch überlegen, wen von uns ihr ins Haus bitten wollt."

Die Frau ging ins Haus zurück und erzählte ihrem Mann, was sie gerade draußen erlebt hatte. Ihr Mann war hoch erfreut und sagte: "Toll, lass uns doch Reichtum einladen". Seine Frau aber widersprach: "Nein, ich denke wir sollten lieber Erfolg einladen." Die Tochter aber sagte: "Wäre es nicht schöner, wir würden Liebe einladen?" "Sie hat Recht", sagte der Mann. "Geh raus und lade Liebe als unseren Gast ein". Und auch die Frau nickte und ging zu den Männern.

Draußen sprach sie: "Wer von euch ist Liebe? Bitte kommen Sie rein und seien Sie unser Gast". Liebe machte sich auf und ihm folgten die beiden anderen. Überrascht fragte die Frau Reichtum und Erfolg: "Ich habe nur Liebe eingeladen. Warum wollt Ihr nun auch mitkommen?"

Die alten Männer antworteten im Chor: "Wenn Sie Reichtum oder Erfolg eingeladen hätten, wären die beiden anderen draußen geblieben. Da Sie aber Liebe eingeladen haben, gehen die anderen dorthin, wohin die Liebe geht."

Unbekannt

Mittwoch, 9. Juli 2014

Der Gartenzaun - DONE

Es war einmal ein Junge, der einen schlechten Charakter hatte.
Sein Vater gab ihm einen Sack voll Nägel und sagte ihm,
er müsse jedes Mal, wenn er die Geduld mit jemanden verliere,
einen Nagel in den Gartenzaun schlagen.

Am ersten Tag schlug der Junge 37 Nägel in den Gartenzaun.
In den folgenden Wochen lernte er sich zu beherrschen.
Die Anzahl der Nägel im Gartenzaun wurde immer weniger.
Er hatte herausgefunden, dass Nägel zu schlagen mühsamer ist, als sich zu beherrschen.

Endlich kam der Tag, an dem der Junge keinen Nagel mehr schlagen musste.
Also ging er zum Vater und sagte ihm das.
Der Vater sagte ihm also, er solle jeden Tag einen Nagel aus dem Gartenzaun herausreißen, wenn er sich beherrscht.

Endlich konnte der Junge dem Vater sagen, dass er alle Nägel aus dem Gartenzaun herausgezogen hatte.
Der Vater brachte den Jungen vor den Gartenzaun und sagte zu ihm:
"Mein Sohn, du hast dich gut benommen, doch schau dir den Gartenzaun an.
Er ist voller Löcher.
Der Gartenzaun wird nie mehr so sein wie früher.

Wenn du mit jemandem streitest und du sagst ihm etwas böses, dann lässt du ihm eine Wunde, wie diese hier.
Du kannst ein Messer in einen Menschen stecken und
du kannst es nachher herausnehmen, die Wunde bleibt. Es macht nichts aus, wie viel Mal du dich entschuldigst,
die Wunde wird bleiben.

Eine verbale Wunde, ist gleich schmerzhaft, wie eine körperliche Wunde.
Die Freunde sind rare Juwelen, sie bringen dich zum Lachen und sie geben dir Mut.
Sie sind bereit dir zuzuhören, wenn du sie brauchst,
sie unterstützen dich und sie öffnen ihr Herz."

Es ist wichtig Freunde zu haben!

Unbekannt



Donnerstag, 26. Juni 2014

Verweht - DONE

In einem Dorf lebte eine Frau, deren böse Zunge durch üble Nachrede und falsche Gerüchte immer wieder Streit und Unfrieden über ihre Mitmenschen brachte.
Als eine Nachbarin sie zur Rede stellte, die sie mit einer besonders gemeinen Lüge verletzt hatte, sagte die Verleumderin: "Ich werde im Dorf bekannt machen, dass es nicht stimmt. Dann ist alles wieder gut."-

"Nicht alles", widersprach die Gekränkte, "etwas wird hängenbleiben. Es ist wie mit den Federn."-
"Mit was für Federn?"-
"Geh nach Hause, hol ein Kopfkissen, komm zu mir zurück und verstreue unterwegs alle Federn", sagte die Nachbarin.

Da die Frau ein schlechtes Gewissen hatte, kam sie diesem, ihr unverständlichen Befehl nach und war nach kurzer Zeit zurück.
"Und was nun?", fragte sie.-
"Jetzt sammelst du alle Federn wieder ein."-
"Das ist unmöglich! Ich streute sie wahllos aus. Der Wind hat sie längst verweht", wehrte sie sich.

Die Nachbarin sagte: "So ist es auch mit übler Nachrede und bösen Gerüchten. Nie können alle "Federn" wieder eingesammelt werden. Nie werden alle Worte vergessen. Etwas bleibt hängen."

Barbara Hug





Dienstag, 24. Juni 2014

Zum Nachdenken - DONE

Eines Tages bat eine Lehrerin ihre Schüler, die Namen aller anderen Schüler
in der Klasse auf ein Blatt Papier zu schreiben und ein wenig Platz neben den Namen zu lassen.
Dann sagte sie zu den Schülern, sie sollten überlegen, was das Netteste ist, das sie über jeden ihrer Klassenkameraden sagen können und das sollte sie neben die Namen schreiben.

Es dauerte die ganze Stunde, bis jeder fertig war und bevor sie den Klassenraum verließen, gaben sie ihre Blätter der Lehrerin. Am Wochenende schrieb die Lehrerin jeden Schülernamen auf ein Blatt Papier und daneben die Liste der netten Bemerkungen, die ihre Mitschüler über den einzelnen aufgeschrieben hatten.

Am Montag gab sie jedem Schüler seine oder ihre Liste. Schon nach kurzer Zeit lächelten alle. "Wirklich?" hörte man flüstern. "Ich wusste gar nicht, dass ich irgend jemandem was bedeute!" und "Ich wusste nicht, dass mich andere so mögen" waren die Kommentare. Niemand erwähnte danach die
Listen wieder.

Die Lehrerin wusste nicht, ob die Schüler sie untereinander oder mit ihren Eltern diskutiert hatten, aber das machte nichts aus. Die Übung hatte ihren Zweck erfüllt. Die Schüler waren glücklich mit sich und mit den anderen.

Einige Jahre später war einer der Schüler in Vietnam gefallen und die Lehrerin ging zum Begräbnis dieses Schülers. Sie hatte noch nie einen Soldaten in einem Sarg gesehen - er sah so stolz aus, so erwachsen. Die Kirche war überfüllt mit vielen Freunden. Einer nach dem anderen, der den jungen Mann geliebt hatte, ging am Sarg vorbei und erteilte ihm die letzte Ehre.

Die Lehrerin ging als letzte und betete vor dem Sarg. Als sie dort stand, sagte einer der Soldaten, die den Sarg trugen zu ihr: "Waren Sie Mark's Mathe-Lehrerin?" Sie nickte: "Ja". Dann sagte er: "Mark hat sehr oft von Ihnen gesprochen."

Nach dem Begräbnis waren die meisten von Mark's früheren Schulfreunden versammelt. Mark's Eltern waren auch da und sie warteten offenbar sehnsüchtig darauf, mit der Lehrerin zu sprechen. "Wir wollen Ihnen etwas zeigen", sagte der Vater und zog eine Geldbörse aus seiner Tasche. "Das wurde gefunden, als Mark gefallen ist. Wir dachten, Sie würden es erkennen."

Aus der Geldbörse zog er ein stark abgenutztes Blatt, das offensichtlich zusammengeklebt, viele Male gefaltet und auseinandergefaltet worden war. Die Lehrerin wusste ohne hinzusehen, dass dies eines der Blätter war, auf denen die netten Dinge standen, die seine Klassenkameraden über Mark geschrieben hatten.

"Wir möchten Ihnen so sehr dafür danken, dass Sie das gemacht haben" sagte Mark's Mutter. "Wie Sie sehen können, hat Mark das sehr geschätzt." Alle früheren Schüler versammelten sich um die Lehrerin. Charlie lächelte ein bisschen und sagte, "Ich habe meine Liste auch noch. Sie ist in der obersten Lade in meinem Schreibtisch".

Chuck's Frau sagte, "Chuck bat mich, die Liste in unser Hochzeitsalbum zu kleben." "Ich habe meine auch noch" sagte Marilyn.  "Sie ist in meinem Tagebuch." Dann griff Vicki, eine andere Mitschülerin, in ihren Taschenkalender und zeigte ihre abgegriffene und ausgefranste Liste den anderen. "Ich trage sie immer bei mir", sagte Vicki und meinte dann ohne mit der Wimper zu zucken: "Ich glaube, wir haben alle die Listen aufbewahrt." Die Lehrerin war so gerührt, dass sie sich setzen musste und weinte. Sie weinte um Mark und für alle seine Freunde, die ihn nie mehr sehen würden.

Im Zusammenleben mit unseren Mitmenschen vergessen wir oft, dass jedes Leben eines Tages endet. Und dass wir nicht wissen, wann dieser Tag sein wird. Deshalb sollte man den Menschen, die man liebt und um die man sich sorgt, sagen, dass sie etwas Besonderes und Wichtiges sind.

Unbekannt

Dienstag, 17. Juni 2014

Die Aufrichtigkeit - DONE

Die Aufrichtigkeit schritt eines Tages durch die Welt und hatte eine rechte Freude über sich.
Ich bin doch eine tüchtige Person, dachte sie; ich scheide scharf zwischen gut und schlecht, mit mir gibts kein Paktieren; keine Tugend ist denkbar ohne mich.

Da begegnete ihr die Lüge in schillernden Gewändern, an der Spitze eines langen Zuges. Mit Ekel und Entrüstung wandte die Aufrichtigkeit sich ab. Die Lüge ging süßlich lächelnd weiter; die letzten ihres Gefolges aber, ein kleines, schwächliches Volk mit Kindergesichtchen schlichen demütig und schüchtern vorbei und neigten sich bis zur Erde vor der Aufrichtigkeit.

"Wer seid ihr denn?" fragte sie.
Eines nach dem anderen antwortete: "Ich bin die Lüge aus Rücksicht." - "Ich bin die Lüge aus Pietät." - "Ich bin die Lüge aus Barmherzigkeit." - "Ich bin die Lüge aus Liebe", sprach die vierte, und diese Kleinsten von uns sind: "das Schweigen aus Höflichkeit, das Schweigen aus Respekt und das Schweigen aus Mitleid."

Da errötete die Aufrichtigkeit und plötzlich kam sie sich doch etwas plump und brutal vor.

Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach, (1830 - 1916),
österreichische Erzählerin, Novellistin und Aphoristikerin

Sonntag, 15. Juni 2014

Desiderata - DONE

Gehe deinen Weg ohne Eile und Hast
und versuche den Frieden in dir selbst zu finden.
Und wenn es dir möglich ist, versuche den anderen zu verstehen.
Sag ihm die Wahrheit ruhig und besonnen und höre ihm zu,
auch wenn er gleichgültig und unwissend ist,
denn auch er hat seine Sorgen.
Vermeide laute und aggressive Menschen,
denn sie lassen dich nicht zur Ruhe kommen.
Wenn du dich mit all den anderen vergleichst,
wirst du eitel und bitter werden,
denn es wird immer Menschen geben,
die größer oder kleiner sind als du selbst.
Sei stolz auf deinen Erfolg und denke an deine Karriere,
aber bleibe bescheiden,
denn das Schicksal kann sich jederzeit wenden.
Sei vorsichtig in deinen Geschäften, denn die Welt ist voller List und Tücke,
aber lass dich trotz allem nicht von deinem Weg ablenken.
Viele Leute reden von hohen Idealen,
und überall wird Heldenmut angepriesen:
Bleibe du selber und heuchle nicht Mitgefühl.
Stehe der Liebe nicht zynisch gegenüber, denn sie ist das Einzige,
das wahr und unvergänglich ist.
Sei dankbar für jedes Jahr, das du erleben darfst,
auch wenn mit jedem Tag ein Stück deiner Jugend entschwindet.
Bereite dich auf den Augenblick vor,
in dem etwas Unvorhergesehenes in dein Leben tritt,
aber zerstöre dich selber nicht aus Angst vor der Einsamkeit.
Sei immer so, dass du vor dir selbst bestehen kannst.
Du hast ein Recht auf der Welt zu sein -
genau wie die Blume die blüht und wie ein Stern in der Nacht.
Doch auf dieser Welt lebst du nicht allein.
Hast du schon irgendwann einmal darüber nachgedacht?
Darum schließe Frieden mit Gott, wo immer er dir begegnet.
Ganz gleich, was das Leben Dir auch an Schwierigkeiten auferlegt:
die Welt ist immer noch schön.
Versuch, auf ihr zu leben und glücklich zu werden.



Max Ehmann

Dienstag, 10. Juni 2014

Ein königliches Fest - DONE

Diese Geschichte spielt im alten Persien.

Es war an der Zeit, das Neujahrsfest vorzubereiten. Der König wies seine Leute an: "Ich möchte, dass es ein wirklich königliches Fest wird. Die Gästeliste soll überquellen von illustren Persönlichkeiten. Die Tische sollen sich biegen unter Delikatessen, und der Wein soll nur aus erlesenen Trauben und besten Jahrgängen bestehen."

Die Mitarbeiter schwärmten aus und brachten aus allen Landesteilen nur das Köstlichste. Aber der König war nicht zufriedenzustellen. "Im letzten Jahr habe ich ein durch nichts zu überbietendes Fest gegeben. Aber die ganze Stadt sprach nur von dem Fest bei Ramun, dem Maler. Da wurde getrunken und gelacht die ganze Nacht bis zum Nachmittag des nächsten Tages. Im Jahr davor war es dasselbe. Ebenso im Jahr davor und davor. Einmal muß es mir doch gelingen, diesen Wurm zu übertrumpfen, denn ich, ich bin der König."

Einer der Mitarbeiter, ein kluger Mann, verneigte sich tief und fragte: "Mein König, habt Ihr je mit dem Maler gesprochen? Es muß doch einen Grund geben, warum die Leute sein Fest so lieben, obwohl sie in schäbiger Hütte ihre mitgebrachten Happen essen und den billigsten Wein trinken müssen."

Der König nickte stumm und sagte: "Gut, schafft mir diesen Ramun heran."

Und so geschah es.

"Warum lieben die Menschen so dein Neujahrsfest?" fragte der König.

Worauf der Maler: "Wir sind Freunde und brauchen einander - aber mehr brauchen wir nicht.
Deshalb sind wir reich."

Unbekannt




Mittwoch, 4. Juni 2014

Insel der Gefühle - DONE

Es war einmal eine Insel wo alle verschiedenen Gefühle lebten.
Das Glück, die Traurigkeit, das Wissen und all die Anderen.....
auch die Freundschaft.

Eines Tages meldete man den Gefühlen, dass die Insel sinken wird. So bereiteten sie ihre Schiffe vor und verließen die Insel. Nur die Freundschaft wollte bis zum letzten Moment bleiben. Als die Insel unterging, rief sie um Hilfe.

Der Reichtum war in der Nähe mit einem Luxusschiff. Die Freundschaft fragte ihn: "Reichtum, kannst du mir bitte helfen?" "Nein, weil ich zuviel Geld und Gold auf meinem Schiff habe, so hab ich keinen Platz für dich".
Die Freundschaft bat sodann den Hochmut um Hilfe, der auch in der Nähe mit seinem wunderschönen Boot vorbeifuhr.

"Ich kann dir nicht helfen. Du bist ganz nass, du könntest mein Schiff beschmutzen".
Als die Traurigkeit nicht weit vorbeisegelte, fragte die Freundschaft: "Traurigkeit, lass mich mit dir gehen!"
"Oh.. Freundschaft, ich bin soo traurig, ich möchte lieber alleine bleiben".
Auch das Glück ist weiter gefahren. Es war soo glücklich, dass es die Freundschaft gar nicht bemerkte...

Und plötzlich hörte die Freundschaft eine Stimme: "Komm, komm mit! Ich nehme dich mit".
Das war ein alter Mann, der gesprochen hatte. Die Freundschaft war so glücklich, so zufrieden, dass sie nicht nach seinem Namen gefragt hat.
Als beide auf festem Boden ankamen, ging der Alte weg. Die Freundschaft merkte, wie viel sie dem Alten schuldete und fragte das Wissen: "Wer hat mir geholfen"?

"Das war die Zeit", antwortete das Wissen.
"Die Zeit"?!?, fragte die Freundschaft, "aber warum hat die Zeit mich gerettet"?
Das Wissen lächelte weise und antwortete ihr: "Weil nur die Zeit verstehen kann, wie wichtig Freundschaft im Leben ist..."

Unbekannt

Montag, 2. Juni 2014

Magische Reise - DONE

"Eine magische Reise zu Dir selbst"
von
Sergio Bambaren

Neue Welten zu entdecken wird Dir nicht nur Glück und Erkenntnis,
sondern auch Angst und Kummer bringen.
Wie willst Du das Glück wertschätzen,
wenn Du nicht weißt, was Kummer ist?

Wie willst Du Erkenntnis gewinnen,
wenn Du Dich Deinen Ängsten nicht stellst?
Letztlich liegt die große Herausforderung des Lebens darin,
die Grenzen in Dir selbst zu überwinden,
und so weit zu gehen,
wie Du Dir niemals hättest träumen lassen.

Mögen all Deine Träume sich erfüllen, Träumer;
Möge dir stets Glück und Erfüllung bringen.

Es kommt eine Zeit  im Leben,
da bleibt einem nichts anderes übrig,
als seinen eigenen Weg zu gehen.
Eine Zeit, in der man die eigenen Träume
verwirklichen muss.
Eine Zeit, in der man endlich für die eigenen
Überzeugungen eintreten muss.

Gerade in der größten Verzweiflung
hast Du die Chance,
Dein wahres Selbst zu finden.
Genauso wie Träume lebendig werden,
wenn Du am wenigstens damit rechnest,
wird es mit den Antworten auf jene Fragen sein,
die Du nicht lösen kannst.
Folge Deinem Instinkt wie einem Pfad der Weisheit,
und lass Hoffnung Deine Ängste vertreiben.

Die meisten von uns sind nicht in der Lage,
über ihre Misserfolge hinwegzukommen;
deshalb gelingt es uns auch nicht,
unsere Bestimmung zu erfüllen.
Es ist leicht, für etwas einzutreten,
das kein Risiko birgt.

Vielleicht bedeutet Liebe auch lernen,
jemanden gehen zu lassen,
wissen, wann es Abschiednehmen heißt.
Nicht zulassen,
dass unsere Gefühle dem im Weg stehen,
was am Ende wahrscheinlich besser ist für die,
die wir lieben.